Gestrandet
Marietta schmeckte das Badesalz auf den Lippen. Badesalz. Kein Meersalz. In diesem Sommer würde sie kein Meerwasser sehen.
Nachdenklich, aber nicht mehr traurig betrachtete sie auf ihrem Handy-Display das Strandfoto vom letzten Jahr. Hankas Körper beulte breit und flundernplatt den Sand aus, ölig, fast leblos unter der Sommerbräune. Daneben stand Sven, breitbeinig, ein Lehrmeister, der seine Schülerin dahin gebracht hat, wo er sie hin haben wollte, ein Sklavenhalter vor seiner erschöpften Sklavin.
Marietta streichelte sich über die Hüften und lächelte dem Bild ihres molligen Selbst im Badezimmerspiegel zu. Es gab keinen Sven mehr in ihrem Leben, und das war gut so. Sie hoffte für Hanka, dass auch sie den Absprung irgendwann schaffen würde.
Veröffentlicht am 18. Juni 2017 in Kürzestgeschichten, Realismus und mit Einsamkeit, Fehler, Hitze, Sommer getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.
Für die „Wortspende“ zu dieser Schreibübung (Badesalz, flundernplatt, Lehrmeister) danke ich elke-boehm.de.
LikeLike
Eine großartige Kleinstgeschichte mit Tiefgang. Herzlichen Dank dafür!
Liebe Grüße
Christiane
LikeLike