Himmlisch uniform

Marias Wolke war so wohlig-weich, dass Petrus nicht anders konnte, als sich zu entspannen, und das war für Maria DIE Gelegenheit – „jetzt oder nie“ hieß die Parole!

Achtsamkeit hatte eben ihre Vorteile, das stand außer Diskussion.

„Warum“, fragte Maria und prostete Petrus mit einem Glas frisch gepressten Mannas zu, „warum gelten neuerdings diese besch…eidenen Kleidervorschriften?“

Gerade rechtzeitig hatte sie sich daran erinnert, dass eine ernstzunehmende Heilige die Vokabel „bescheuert“ nicht benutzte, ganz zu schweigen von anderen Wörtern, die mit „besch …“ begannen und noch vulgärer endeten.

„Was für Kleidervorschriften meinst du?“, tat Petrus ahnungslos und schlürfte das Manna hörbar durch seinen Strohhalm, der rosa-grün gestreift aus dem grünen Glas mit dem breiten rosafarbenen Rand ragte.

„Ich finde dieses Rosa-Grün nicht nur grässlich“, antwortete Maria, „sondern auch missverständlich.“

„Wieso – ist Rosa nicht rosa und Grün nicht grün?“

Was für eine männlich-ignorante Ansicht!

„Unter Rosa-Grün kann man genau ALLES verwurschteln“, belehrte die Mutter Gottes den gestrengen Schließer des Himmels, „es kann Apfelblütenrosa oder Heckenrosenrosa oder Morgensonnenrosa oder Alpenglühenrosa oder sonstwas sein, und von Frühlingsbirkengrün über Sommergrasgrün bis Edeltannengrün ist ebenfalls alles möglich, wie sollen also die Männer wissen, welches Rosa sie wählen müssen, und wie sollen die Frauen das richtige Grün treffen für ihre Uniformgewänder?“

Petrus betrachtete Marias heuschreckengrüne Jeans, zu der sie eine edle olivgrün-meergrüngestreifte Seidenbluse trug, sah dann an seiner unifarbenen knallpinken Soutane hinunter und räumte widerwillig ein, dass auch eine weibliche Heilige manchmal im Recht sein könne.

(Mit einem Dankeschön an Christiane für ihre Einladung zu den abc-Etüden, diesmal die Nummer 2 mit den Wörtern „Achtsamkeit“, „rosa-grün“ und „verwurschteln“, die wie immer in maximal 10 Sätzen unterzubringen waren. Es handelt sich um die Fortsetzung meiner abc-Etüden „Potz Blitz!“ und „Konter im Beichtstuhl“ .)

Werbung

Über Elke H. Speidel

ist Publizistin und Soziologin und arbeitet als Fachautorin, gelegentlich auch als Schriftstellerin, Lebenswegberaterin oder Wissenschaftslektorin.

Veröffentlicht am 22. September 2017 in Allgemein, Fantasy, Kürzestgeschichten, Lustige Geschichten und mit , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 5 Kommentare.

  1. Ach wäre man im Himmel doch so einsichtig ! 🙂

    Gefällt 1 Person

  2. Ich finde es wirklich positiv, dass Petrus Vernunft annimmt. Könnte Maria da auch mal in Sachen „sonniger Herbst“ ein gutes Wort einlegen?
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 1 Person

  3. Ich werde deinen Wunsch an sie weitergeben. Mal sehen, was die nächsten Etüden an entsprechenden Impulsen so bringen.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: