Die Farben des Himmels
Maria hätte es wissen müssen, dass Petrus in mancherlei Hinsicht nicht nur ein Korinthenkacker, sondern geradezu ein Quadratscheißer war. Warum hatte sie ihn bloß auf die Idee gebracht, die Uniformfarben weiter zu vereinheitlichen?
Jetzt hockte sie da, neben Eva, in dieser höchst überflüssigen Heiligensitzung, wippte mit den Zehen gegen eine Federwolke, rollte die Augen sternwärts und ärgerte sich über sich selbst.
„Faktisch ist grün nicht gleich grün“, dozierte Petrus gerade, „und rosa ist nicht rosa, das hat mir Maria dankenswerterweise klar gemacht.“ Sogar ihren Namen musste er erwähnen!
„Deshalb wollen wir jetzt postfaktisch und ergebnisoffen darüber diskutieren, was genau künftig unter den Farben des Himmels zu verstehen sein soll.“
„Ich würde vorschlagen, wir halten uns an den RGB-Farbraum“, meldete sich Adam vorlaut zu Wort. „Für die männlichen Heiligen ein kräftiges Pink, RGB 255, 20, 147, damit jeder versteht, was ich meine, und für die weiblichen ein dunkles Olivgrün, zum Beispiel RGB 85, 107, 47. Das ist unauffällig und züchtig, wie es sich für weibliche Heilige gehört, nicht wahr, meine Damen?“, das sagte er mit einem hämischen Blick in Marias und Evas Richtung.
„Sorry, Eva“, flüsterte Maria ihrer Wolkennachbarin zu, „das habe ich wirklich nicht gewollt, und wenn du jetzt auswandern willst, ich bin auf jeden Fall dabei!“
(Mit einem Dankeschön an Christiane für ihre Einladung zu den abc-Etüden, diesmal die Nummer 1 mit den Wörtern „Quadratscheißer“, „postfaktisch“ und „ergebnisoffen“, die wie immer in maximal 10 Sätzen unterzubringen waren. Es handelt sich um eine Fortsetzung meiner Maria-und-Petrus-Anekdoten.)
Veröffentlicht am 25. September 2017 in Allgemein, Fantasy, Kürzestgeschichten, Märchen und mit Adam, Eva, Humor, Maria, Paradies, Petrus getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.
Den RGB-Farbraum finde ich an dieser Stelle ausgesprochen großartig.
Lachende Grüße
Christiane
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Ist schon eine kleine Herausforderung, die unterschiedlichen Stichworte zu einer fortlaufenden Story zu verarbeiten. Ich experimentiere mal weiter, was dabei herauskommt.
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