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Kekstorte für Eine

65 Jahre.

Codruţa betrachtete die Hände auf der Tastatur ihres Laptops. Die Sonne hatte die oberen Hautteile gebräunt, und wenn sie die Fäuste ballte und die Haut dadurch straffte, liefen hellere Querstreifen über den Handballen. Waren die Pigmentpunkte in diesem Sommer zahlreicher geworden? Trotz der Lichtschutzcreme, die Codruţa auf Empfehlung ihrer Hausärztin skrupulös genutzt hatte?

Wann war Codruţa 60 geworden?

An einem Tag, der genauso verlaufen war wie alle anderen Tage. Ein Tag ohne Feier. Ohne Freunde und Freundinnen, ohne Verwandte und Bekannte, ein Tag, der sich aus Morgen, Mittag und Abend zusammensetzte und in der Nacht zerrann. Herbert-Mama war tot, die Todesanzeige kam einen Tag vor dem Geburtstag an, der Kontakt zur Pflegefamilie, den Herbert-Geschwistern und ihren Angehörigen, war seit ewig abgerissen. Deutschland war weit weg.

Vor fünf Jahren war das gewesen, Codruţas 60. Geburtstag. Heute vor fünf Jahren.

Warum hätte sie den 65. Geburtstag feiern sollen, wenn der 60., immerhin ein runder, niemandem etwas bedeutet hatte, nicht einmal ihr selbst?

Warum hatte sie sich heute eine Kekstorte zubereitet, aus gewässerten Butterkeksen und Nougatcreme, nicht wie damals, als Mămică noch lebte, aus rumgetränkten Bruchkeksen und mühsam gekochter Kakaocreme? Niemand außer ihr selbst würde in den Genuss der Torte kommen.

Ob Tăticu noch irgendwo lebte? Sie hatte keinen Kontakt zu ihm, seit er Tanti Rodica geheiratet hatte. Seit 60 Jahren.

Wenn es Bernd noch gäbe, den Jungen, der sie vor 50 Jahren geküsst hatte … Wenn Uwe da wäre, ihr Mann, der vor 43 Jahren nach Deutschland gefahren war, mit ihrem gemeinsamen Baby Marcela, ohne je zurückzukommen … Dann wäre sie für irgendwen noch Codruţa statt Frau Schneider. Und vielleicht „Oma“ für Marcelas Kinder.

Vorbei.

Codruţa seufzte, strich sich eine eisgraue Haarsträhne nach hinten, klappte den Laptop zu und holte ein Messer, um die Kekstorte in schiefe Scheiben zu schneiden.

(Es gibt neue Regeln für die abc-Etüden von Christiane: Nicht mehr 3 Wörter in 10 Sätzen sind zu einer Geschichte zu verbinden, die Drei-Impulswort-Geschichte muss jetzt maximal 300 Wörter lang sein. Außerdem sind die Impulswörter jetzt nicht mehr eine Woche lang gültig, sondern zwei Wochen lang. Sie lauten diesmal Genuss, skrupulös und schneiden und wurden gespendet von Gerda Kazakou. Danke euch beiden für die Anregung!)

 

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Fremdes Jetzt

Als Harald den Garten wiedersah, nach über 60 Jahren, war es kein Garten mehr, und statt Beeten voller Bartnelken und Pfingstrosen, Gartenmargeriten und Sonnenhut, Schneeball-Hortensien und Phlox gab es nur noch eine spärlich begraste Wiese mit einzelnen Pimpinellen, weißem Klee, Löwenzahn, Spitzwegerich, Huflattich und Gänseblümchen. Auch der Himmel war nicht so tiefblau, wie er ihn die ganzen Jahrzehnte über in seiner Erinnerung gespeichert hatte, kein Grillenzirpen stand in der windstillen Sommerluft, keine Sperlinge zankten sich unter der rissigen Holzbank, deren grüne Farbe irgendwann mit rot übermalt worden, jetzt aber nur noch als abblätternde Kleckse auf grauem Naturgrund erkennbar war. Der Augusttag war im Gegenteil so kalt und stürmisch, so wolkengrau und nass, wie Harald nie gedacht hatte, dass ein Sommernachmittag in dem Dorf sein könnte, das er vor so langer Zeit verlassen hatte.

Der gebeugt dastehende, magere Mann mit dem zerfurchten Gesicht zog die Kapuze seiner Windjacke etwas fester zu, versuchte den Knirps-Regenschirm so in den Sturm zu halten, dass er nicht durch dessen Kraft umgedreht wurde, schaffte es nicht, schloss das nutzlose Ding und stopfte es in seine Jackentasche. Er hörte den Regen aus der halb herabhängenden Dachrinne auf die bröckelnde Zementtreppe glucksen, sah dem Rinnsal zu, dass sich zwischen den Grasbüscheln durchschlängelte, von denen die Treppe durchsetzt war, zog die Schultern fröstelnd zusammen und bemerkte mit einem Anflug von Melancholie ein einsames Moosröschen dazwischen, eines von der Sorte, die seine Großmutter so geliebt und in ihrem Steingarten gehegt und gepflegt hatte.

Das Haus seiner Kindheit, das die Eltern damals an irgendeinen reichen Unbekannten verkauft hatten, der sein Geld mit Gott-weiß-was-für Geschäften auf kaum legale Art erworben hatte, lag leer und verfallen hinter dem zusammengebrochenen Gartenzaun, der die verwilderte Wiese noch teilweise umgab und so das Grundstück markierte, das derzeit keinem Menschen zu gehören schien.

Die alte Birke stand nicht mehr an ihrem Platz, auch der Nussbaum war verschwunden, nur einige der Apfelbäume kämpften gegen die Witterung, die meisten grau, vertrocknet und unbelaubt. Ein Fliederbusch war noch da, ein einzelner, übrig geblieben aus der dichten Fliederhecke von einst, und seine Äste peitschten nass gegen die Mauerreste, die das Grundstück von der Brache trennten, auf der damals das Haus der Nachbarin gestanden hatte, in die er als Junge – er lächelte, ohne es zu merken – heimlich verliebt gewesen war.

Harald strich sich das Wasser aus dem Gesicht, stützte sich schwer auf seinen Gehstock und mühte sich durch den Matsch zurück zur gepflasterten Straße, auf der er sein luxuriöses Wohnmobil abgestellt hatte,  mit dem er seit Hermines Tod allein durch die Weiten Europas fuhr, weil er nicht irgendwo daheim im Bett nicht mehr aufwachen wollte, wo es noch unwahrscheinlicher war, dass ihn jemand fand, als auf irgendeinem Parkplatz an der Straße eines einsamen Weilers. Er wusste nicht, ob es damals richtig gewesen war, den Ort zu verlassen, an dem er groß geworden war, aber er wusste, dass er nie wieder zurückkommen konnte (oder wollte), dass es niemals ein Zurück gab, weil nichts so blieb, wie es gewesen war, und weil das, woran er sich erinnerte, dieser Mix aus Zeit und Ort und Menschen, nur in seinem Kopf existierte, schöner und klarer und blauer und wärmer und lebendiger und jünger, und dort, in seinen Gedanken, genauso bleiben würde, wie es war, solange er lebte.

(Mit einem Dankeschön für ihre Schreibeinladung an Christiane und für die aktuelle Wortspende an Petra Schuseil. Die drei Wörter, die zu zehn Sätzen zu verbinden waren, lauteten diesmal „Pimpinelle, stürmisch und glucksen“.)

Schicksalsstadt

Oh, wie Elly den rheinischen Dialekt hasste, diesen widerlichen Singsang, die „Pänz“ und die „Veedel“ und den „Zoch“ und das „Piddeln“ und – iiiih! Sie hatte fast einen Ohnmachtsanfall bekommen, als Markus ihr von dem Job berichtete, dem tollen Job, dem Job seines Lebens, den er in Köln – ausgerechnet Bananenkuchen – angenommen hatte. Wieder einmal würde sie also ins Rheinland ziehen müssen, eine Gegend, die sie einfach nur mit Niederlagen verband, eine Region, in die sie immer genau dann gezwungen wurde, wenn sie sich anderswo gerade ein gemütliches Sein gebaut und eben erst begonnen hatte, die Früchte ihrer mühsamen Aufbauarbeit zu genießen.

So wie damals in Hamburg, als sie ihren kleinen Sohn bei ihrer Schwester in Tagespflege untergebracht hatte, um weiter ihrer Arbeit als Bauingenieurin nachgehen zu können, damals, als sie in die Nähe ihrer Eltern gezogen war, damit ihr kürzlich verwitweter Vater ihre Schwester bei der Tagespflege unterstützen und gleichzeitig eine neue Aufgabe für sich selbst finden konnte. Alles schien perfekt, bis ihre Chefin ihr mitteilte, dass der Firmensitz nach Köln verlegt worden war, und sie vor die Wahl stellte, mitzuziehen oder arbeitslos zu werden, was keine Wahl darstellte, weil sie Johannes allein erzog und schließlich von etwas leben musste.

Oder damals, als in Rosenheim ihr Ingenieurbüro gerade aus den Miesen kam und das kleine Häuschen seit wenigen Monaten fertig war, das sie für sich und ihren Sohn erworben hatte und ihre beiden Hauptkunden absprangen, weil der eine davon seine Tätigkeit nach Düsseldorf und der andere nach Bonn verlagerte. Beide waren an ihren Diensten weiterhin interessiert, wollten sie aber mehr in ihrer Nähe haben, und so vermietete sie das Häuschen in Rosenheim, zog selbst zähneknirschend mit ihrem Jungen in eine Mietwohnung in Brühl bei Köln, meldete ihn in einer Privatschule an, damit er diesen hässlichen Dialekt nicht lernen musste und erlebte hilflos, dass er ihn auf der Straße trotzdem anwandte.

Und jetzt, nachdem Johannes aus dem Haus war (er hatte in Bonn eine Frau gefunden und sie vor sechs Jahren in Köln geheiratet) und sie in Leipzig so gut Fuß gefasst hatte, jetzt, nachdem sie sich mit Markus, ihrem neuen Partner, in der Loftwohnung an der Weißen Elster genüsslich auf ihren Lebensabend vorbereitete, jetzt kam dieses Angebot aus Köln. Sie fühlte sich angeschwindelt, angekohlt vom Leben, irgendwie auch von Markus und sogar von Johannes, der doch wirklich nichts dafür konnte.

Aber obwohl sie sich selbst dafür verachtete, würde sie auch diesmal mit umziehen, weil sie Markus liebte und weil er nach diesem Job nicht nur gesucht hatte, um sich selbst einen Lebenstraum zu erfüllen, sondern vor allem, um ihr die Möglichkeit zu geben, ihre zwei Enkelkinder aus nächster Nähe aufwachsen zu sehen, was sie sich wünschte, seit der älteste Junge vor fünf Jahren zur Welt gekommen war, und vielleicht, hoffte sie, war Köln ja doch nicht so schrecklich, wie sie es in Erinnerung hatte.

(Mit einem Dankeschön an Christiane und Bernd für ihre Schreibeinladung und Wortspende zu dieser abc-Etüde in 10 Sätzen mit den Wörtern „Ohnmachtsanfall, angekohlt, piddeln“.)

 

Abschiedsbesuch

Das einundachtzigjährige Brautkleid sah so unmodern aus, wie es seinem Alter entsprach, die Plastikhülle war verstaubt, was kein Wunder war, da es seit fünfzehn Jahren in einer Ecke zwischen Spind und Wand eingeklemmt im Pflegeheimzimmer hing, hinter einem grünblauen Duschvorhang, höchstens viermal im Jahr notdürftig gereinigt von der Putzkolonne, die von Annemaries Mutter dafür jedesmal zum Teufel gewünscht wurde; Annemarie hätte das Kleid für vergilbt gehalten, wenn sie nicht gewusst hätte, dass es immer schon diese Farbe hatte, die ihre Mutter „schlüsselblumengelb“ nannte und über alles liebte, umso mehr, als ihr Vater sie schon lange nicht mehr leiden konnte.

Annemarie erinnerte sich noch an die späten Februartage ihrer Kindheit, weit weg von hier, in dem kleinen Dorf bei Maribor, in dem sie aufgewachsen war, sah die Abende vor sich, wenn ihr Vater von der Schafweide heimkam und der Mutter einen ersten Strauß Schlüsselblumen mitbrachte, und sie erinnerte sich auch, wann das aufgehört hatte und warum, da war dieser Versicherungsvertreter, der irgendwann zu oft die Nachmittage bei ihrer Mutter verbrachte, wenn ihr Vater mal wieder bis in die Nacht hinein außer Haus war, und dann der Krach, wenn der Vater endlich durch die hintere Tür ins Wohnzimmer angetorkelt kam, das zugleich Esszimmer und Arbeitszimmer und Schlafzimmer und Kinderzimmer war; Annemarie wusste nicht, ob das vor oder nach dem Versicherungsvertreter anfing, dieses Torkeln, nie sprachen ihre Eltern mit ihr darüber, sie fragte auch nie danach, aber sie wusste, dass sie sich ganz tief ins Bett verkriechen musste, gekuschelt an ihren Bruder Fritz, wenn es wieder soweit war, weil sie irgendwie an der Situation schuld zu sein schienen, weil beide Eltern sie schimpften, was auch immer sie taten, außer zu schlafen.

Nein, Annemarie hatte nicht gewusst, dass es dieses Brautkleid noch gab, mit dem sie als kleines Mädchen einmal heimlich gespielt hatte, wofür es eine so saftige Strafe gab, dass sie heute noch, inzwischen selbst achtzig Jahre alt, ihren Rücken und ihr Hinterteil schmerzhaft zu spüren meinte. Sie hatte sich als junges Mädchen nicht gewünscht, dieses Brautkleid selbst zu tragen, weil ihre Lieblingsfarbe Rosé war, nicht Schlüsselblumengelb, und sie hatte bei ihrer Heirat kein wirkliches Brautkleid gehabt, nur einen bunten Sommerrock mit einer weißen Bluse und einem breiten schwarzen Gürtel, denn sie fand, als ledige Mutter einer fünfjährigen Tochter stehe ihr ein Brautkleid nicht zu, weil die Sitten und Ansprüche damals andere waren als heute, obwohl der Bräutigam der leibliche Vater ihrer Tochter und lebenslang ihr einziger Partner war und blieb.

Ihre Mutter, deren verkorkste Ehe tatsächlich 70 Jahre hielt, bis zum Herztod ihres Vaters, und das trotz des Versicherungsvertreters, der 29 Jahre davon begleitete, ehe er starb, hatte sich für Annemaries nichteheliches Kind geschämt, weil die Nachbarinnen darüber tuschelten, sie hatte es nicht bei sich sehen wollen, dieses Kind der Schande, denn Diskretion ging ihr über alles, und von dem Versicherungsvertreter wusste niemand außer Annemarie, ihrem Bruder Fritz – Gott sei seiner Seele gnädig – und ihrem Vater, und sie hatte Annemarie vergeblich zu einer heimlichen Abtreibung zu drängen versucht.

Nicht auszudenken, wenn es Erika, Annemaries einziges Kind, nicht gegeben hätte, und dazu Erikas Töchter, Andrea und Franziska, die beide inzwischen eigene Kinder hatten, zwei kleine Jungen, die den Kindergarten besuchten und zwei kleine Mädchen, von denen das eine gerade kriechen lernte und das andere sich mit ersten eigenen Schrittchen abmühte, Annemarie war bestens über die Urenkel informiert, denn sie war eine moderne Frau mit Internetanschluss, und Erika schickte ihr regelmäßig digitale Fotos und Filmchen von den Kleinen.

Ins Pflegeheim war sie nicht oft gekommen, denn einerseits konnte sie auf das Zetern und Nörgeln ihrer Mutter immer gut verzichten, einer Mutter, die Annemarie bis zuletzt – und ohne Unterbrechung – behandelte wie eine aufsässige Vierzehnjährige, und andererseits war der Weg dahin weit und beschwerlich, weil die Mutter darauf bestanden hatte, ihre letzten Monate, die sich schließlich zu fünfzehn Jahren summierten, in Slowenien zu verbringen, das sie „Heimat“ nannte, was Annemarie, mit zwölf Jahren von dort auf die schwäbische Alb verpflanzt, nie verstehen konnte.

Angewidert drehte sie das hässliche slowenische Krüglein in den Händen, betrachtete den feuerspeienden Drachen auf dem Wehrturm zwischen den schlüsselblumengelben und dunkelblauen, ineinander verschlungenen Ornamenten auf cremefarbenem Grund, ein Tonkrüglein, aus dem die Mutter ihr früher die Milch in die Steinguttasse geleert hatte, abgekochte Milch mit ekelhafter Haut darauf, die Annemarie und Fritz nicht ablehnen durften, obwohl sie ihnen jedesmal Brechreiz verursachte. Daneben stand die Urne mit der Asche der Mutter, die Annemarie per Postpaket an ihren Wohnort schicken würde, obwohl sie nicht wusste, ob das im Sinn ihrer Mutter wäre oder ob Erika und ihre Kinder und Enkel irgendeinen Wert darauf legten, dass die Ahne im selben Grab bestattet würde wie Annemaries Vater und Annemaries Ehemann, zumal niemand außer Annemarie selbst in dem schwäbischen Dorf wohnte, zu dem der Friedhof gehörte, aber irgendwie war diese Hunderteinjährige halt doch ihre Mutter gewesen.

Annemarie sah aus dem Fenster des Pflegeheimzimmers in die trübe Februarlandschaft hinaus, die Wolken hingen tief, die Regentropfen trommelten ans beschlagene Glas, ab und zu graupelte es weißgrau, und der Sturm zerrte an den schwarzgerippten Parkbäumen, sodass sie wirklich froh war, ihren Studienfreund Erich mitgebracht zu haben, mit dem sie in Ruhe besseres Rückreisewetter abwarten und ein ganz klein wenig so etwas wie Urlaub genießen konnte.

(Mit einem lieben Dank an Christiane, die diesmal meine eigene Wortspende „Krüglein, schlüsselblumengelb, graupeln“ als Schreibanreiz für das Verwenden von drei Wörtern in zehn Sätzen weitergeleitet hat.)

 

Zwischen den Jahren

Weg damit.

Roselies entfernte die schlanken weißen Kerzenstummel aus den goldglitzernden, sternförmigen Kerzenhaltern, die sie am Adventskranz angeclipt hatte, löste die Halter von dem nadelnden Graugrün, packte mit spitzen Fingern die lilafarbene Schleife und beförderte den Kranz samt versilberter Nuss und ebensolcher Mini-Glaskugel in den grünen Müllsack, in dem sich schon die Windeln ihres Urenkels und die verdorbenen Reste des großfamiliären Weihnachtsessens befanden.

Weg damit, weg, wie die ganze Familie wieder weg war, verstreut in alle Windrichtungen, der älteste Enkel mit seiner jungen Frau in Atlanta, der zweitälteste auf Tournee in Kitchener, der jüngste bei der Verlobten in Manila, die älteste Enkelin samt Familie auf den Kanarischen Inseln, die jüngste bei ihrem Freund in Sydney, der verwitwete Sohn in der psychiatrischen Klinik, mit schwerem depressivem Schub, die frisch geschiedene Tochter am anderen Ende Deutschlands in ihrer winzigen neuen Sozialwohnung, der eigene Ehemann im Pflegeheim …

Roselies war müde, und sie hatte Angst.

Sie wusste, dass sie vergesslich wurde, dass ihr Rücken sie nach und nach im Stich ließ, dass ihre Arme schon längst zu kurz waren, um ihre Fußnägel zu erreichen (gut, dass dieser Fußpfleger ins Haus kam) und bald zu kurz sein würden, ihr beim Anziehen der Stützstrümpfe behilflich zu sein. Sie konnte ihren Wilhelm wirklich nicht mehr pflegen, sie war zu schwach, ihn im Bett umzudrehen, ihn in die Badewanne zu befördern, ihn auch nur aufzusetzen, um ihn zu füttern.

Sie knüllte das Backpapier auf dem leergegessenen Backblech zusammen und beförderte es zum Adventskranz; einen Kuchen würde sie vor Ostern bestimmt nicht mehr backen, vielleicht auch nie mehr.

Und sie fühlte sich oft zu müde, mit dem Bus den weiten Weg zum Pflegeheim zurückzulegen. Zweimal umsteigen, riskieren, dass ein Bus ausfiel, gerade jetzt im Winter, und dann … sie ertappte sich dabei, wie sie überlegte, dass der Friedhof näher wäre, zu Fuß zu erreichen von ihrer Wohnanlage im Betreuten Wohnen aus, gut eine Viertelstunde höchstens, wenn sie den Rollator nutzte, den die Kinder und Enkel ihr zu Weihnachten geschenkt hatten.

Dann verbot sie sich diese bösen Gedanken, seufzte, zog sich den schweren Wintermantel an, quälte sich in die gefütterten Stiefel, holte ächzend die alte Wollmütze von der Hutablage der Garderobe, legte den grünen Müllsack ins Körbchen des Rollators, um ihn unterwegs in die Mülltonne zu befördern, zählte in Gedanken auf, was sie alles brauchte: Kleingeld, Papiergeld, Ausweis, Schlüssel, und worauf alles sie achten musste: Herd – aus, Fenster – zu, Wasserhähne – abgestellt; dann schloss sie die Wohnungstür hinter sich und schob sich Schritt für Schritt Richtung Bushaltestelle, um ihren Wilhelm zu besuchen, der sie, wie immer, nicht erkennen würde, und der doch der einzige Mensch war, der noch zu ihr gehörte.

(Eigentlich hatte Christiane die Etüdenwörter, aus denen ich mich für diese Zehn-Satz-Etüde bedient habe, für die Vorweihnachtszeit bestimmt, in der ich aber leider zu krank war, um mich neben den Weihnachtsvorbereitungen ums Bloggen zu kümmern – abends und morgens war ich einfach so müde, dass ich nur noch schlafen konnte und wollte. Daher versuche ich jetzt, aus der Wortreihe Reizwörter für nachweihnachtliche Geschichten zu fischen und bitte um Nachsicht dafür.)

Weiße Weihnacht

Nie hatte Herr Molinar verstanden, warum seine Rose sich zu Weihnachten Schnee wünschte, denn er selbst vermisste die Sonne und den Strand. Immer noch. Nach achtzig Jahren Nordhalb­kugel. Kindheitserfahrungen ließen sich nicht so leicht auslöschen.

Herr Molinar fröstelte. Es war kalt, nass und windig. Ungemütlich kalt, aber nicht kalt genug für Schnee. Herr Molinar stand am Fenster und sah den kahlen Bäumen zu, die ihre spitzen, schwarzen Äste windgebeutelt in den Himmel stachen. In einen Himmel ohne Farbe und Struktur, aus dem unablässig der Winterregen tropfte. Seit Tagen schon. Oder waren es Wochen? Manchmal peitschte der Wind das Wasser in Schnüren vor sich her wie heute, manchmal sickerte es einfach durch die Luft und durchdrang die ganze Welt.

Auf der Fensterscheibe sammelten sich die Regentropfen und rannen in kleinen Bächen abwärts, seltsam schräge Wege sich bahnend, bis sie sich im Nichts des Glases verloren oder unten am Fensterrahmen sammelten. Regenbäche. Tränenbäche des Himmels.

Herr Molinar hatte keine Tränen mehr. Er hatte sich leer geweint in den letzten Wochen, in den letzten Monaten. Wie viele Wasserflaschen hatte er ausgetrunken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen? Er wusste es nicht mehr, er hatte nicht mitgezählt. Aber er wusste, dass der Vorrat im Keller fast aufgebraucht war. Für das Auffüllen des Vorrats war Rose verantwortlich gewesen. Sobald der Vorrat aufgebraucht war, würde Herr Molinar das Wasser aus dem Hahn trinken. Es war gutes Wasser, und Herr Molinar hatte das Sprudelwasser, das Rose bevorzugte, ohnehin nicht so gern gemocht wie sie.

Niemand hatte Herrn Molinar je weinen gesehen. Wie auch? Herr Molinar lebte allein, sein Haus war kilometerweit entfernt von den zwei nächsten Nachbarhäusern. Seit er nicht mehr Auto fuhr (er würde Roses Wagen demnächst verkaufen müssen) und die Balance auf dem Fahrrad nicht mehr halten konnte, kam er nicht so einfach in die Stadt. Und niemand kam zu ihm heraus. Bei den Videotelefonaten mit der Tochter zeigte er sich stark, das war er seinem Mädchen schuldig. Sie konnte und sollte nicht von Amsterdam in seine Eifel-Wildnis reisen, um ihm beizustehen. Er wollte das nicht. Er schaffte es allein.

Marita hatte ihre Tochter, ihre Enkelkinder, ihren Mann, und dazu immer noch ihren Beruf, ihre Aktivität in der Friedensbewegung. Das war mehr als genug für einen einzelnen Menschen. Sie sollte sich nicht zusätzlich um ihren alten Vater sorgen. Manchmal wirkte sie recht müde am Bildschirm. Herr Molinar erinnerte sich noch gut an seine eigenen letzten Jahre vor dem Ruhestand. Es war nicht einfach gewesen, mit den jüngeren Kollegen mitzuhalten.

„Bist du an Heiligabend bei uns?“ fragte Marita bei ihrem vorletzten Videotelefonat.

„Nein“, sagte er, „bei euch ist mir ein wenig zu viel Trubel, sei mir nicht böse.“

„Wie du willst“, sagte sie. „Ich dachte ja nur. Ich hätte dich gern hier gehabt, das weißt du hoffentlich. Mareike und ihre Familie sind auch da, zugegeben, und ihre Mädels sind vielleicht wirklich ein bisschen wild.“ Mareike war Herrn Molinars Enkelin und Maritas Tochter.

„Ich weiß“, sagte er. Marita sollte nicht einmal daran denken, dass er sich vor der Bahnfahrt nach Amsterdam fürchtete. Und sie sollte nicht wissen, dass er sie schonen wollte.

Rose hatte diese Bahnfahrten immer organisiert. Sie besorgte die Fahrkarten im Internet, sie packte die Koffer, sie bestellte den Haus-zu-Haus-Service, sie dachte an alles. Sie fand sich auf den fürchterlichen Baustellen zurecht, die sich heutzutage Bahnhöfe nennen, sie fand immer auf Anhieb die reservierten Sitzplätze und vergaß niemals, die Karten mitzunehmen und ihren Personalausweis einzustecken. Sie dachte auch an Herrn Molinars Ausweise. Sie hatte immer alle Medikamente dabei, und sie wusste, wo sie selbst und Herr Molinar die Krankenkassen-Karten hatten.

Zugegeben: Wenn Herr Molinar nachdachte, wusste er es meistens auch. Er war zu Recht stolz auf sein immer noch gutes Gedächtnis. Und er konnte auf Roses Checklisten zurückgreifen. Seine Augen waren noch gut genug, um ihre klare, große Handschrift lesen zu können. Sie hatte mit schwarzen Stiften geschrieben, weil sie zum Lesen starke Kontraste brauchte, wegen ihrer Makula-Degeneration. Das kam jetzt auch Herrn Molinar zugute, obwohl er sich das nicht so gern eingestand. Starke Kontraste halfen definitiv beim Sehen.

Er dachte in letzter Zeit oft an den Traum, den er jahrelang immer wieder in abgewandelter Form geträumt hatte, nachdem er schon lange mit Rose zusammengekommen war. Es war kein echter Albtraum gewesen, er hatte sich sogar ein bisschen tröstlich angefühlt, und doch …

In dem Traum war er wieder allein, ohne Rose, wie zu der Zeit, bevor er mit ihr zusammengekommen war, und er konnte alles machen, was er früher gemacht hatte. Er traf sich mit Freunden, er lachte mit ihnen, er grillte mit ihnen, er scherzte mit ihnen und probierte neue Backrezepte aus, für sich und seine Freunde, und er ging diszipliniert seiner Arbeit nach. Herr Molinar war Gärtner. Nein, nicht gewesen: Gärtner blieb man sein Leben lang, fand Herr Molinar. Es war nicht einfach ein Beruf wie jeder andere.

„Einmal Gärtner, immer Gärtner!“, sagte er oft. Es war nicht wirklich schrecklich, dass Rose nicht mehr da war, fand Herr Molinar in seinen Träumen. Es ging alles auch ohne sie. Es war nur … es war … es war eben keine Rose mehr da. Wie schön es gewesen war, dann aufzuwachen und Rose neben sich zu sehen!

„Was wünschst du dir zu Weihnachten?“ Maritas Frage beim vorletzten Telefonat machte es Herrn Molinar schmerzlich bewusst, dass es diesmal kein Aufwachen gab wie sonst.

„Deine Mama soll wieder da sein“, sagte er. Maritas Schweigen in der Leitung war schwerer zu ertragen als ihre verspätete Antwort.

„Du weißt, dass das nicht geht, Papa.“

„Ich weiß.“ Von dort, wo Rose jetzt war – zumindest hoffte Herr Molinar, dass sie irgendwo war, dass es sie irgendwie noch gab – von dort kam niemand zurück.

Niemals wieder würde Herr Molinar in ihrer gemeinsamen Wohnküche für sie kochen oder backen, niemals mehr würde er mit ihr über den Kater Karle lachen und ihm schimpfend verbieten, lebendige Mäuse von der Terrasse ins Esszimmer zu schleppen. Niemals würde er sie wieder bitten, die alte Hündin nicht unter dem Tisch mit Leckerbissen zu mästen und sich nie wieder mit ihr darum kabbeln, wer dran war, die Dusche sauberzumachen.

Meist hatte Herr Molinar diese Kabbelei verloren. Er wusste, dass er viel öfter duschte als Rose, die lieber badete, also war es nur recht und billig, dass er auch öfter die Dusche schrubbte. Es fiel ihm nur zunehmend schwerer, und Rose war noch so jung! Sie bückte sich, ohne zu ächzen, sie rannte jeden Morgen bis zur Nachbarin und mit ihr dann noch fünf Kilometer durch den Wald, sie fuhr, wenn es sein musste und zu viel Gepäck zu schleppen gewesen wäre, noch hunderte Kilometer allein mit dem Auto, sie erledigte die Post und den Einkauf, führte den Geburtstagskalender und fütterte die Tiere. Sie mähte sogar den Rasen, wenn Herrn Molinars Rücken mal wieder nicht so wollte wie Herr Molinar es gern gehabt hätte, und sie schnitt nach seiner Anweisung die Hecke, die zwei Meter hoch das Grundstück einfriedete.

Klar, all das konnte Herr Molinar selbst, wenn er gerade keine Schmerzen hatte und wenn er nicht vergaß, was noch alles zu tun war. Er hatte es vor sechzig Jahren auch gekonnt, ehe er Rose kennenlernte. Sie wusste vieles damals noch nicht, aber sie lernte schnell.

„Ist doch gar nicht schwer, mein Kürbis“, sagte sie oft.

Als sie ihn zum ersten Mal „Kürbis“ nannte, war er beleidigt.

„Wieso Kürbis?“ fragte er.

„Weil du so aussiehst“, sagte sie und lachte. „Orange Haare, oranger Anzug, rundum rund und unten dran ein Doppelstiel. Ich liebe Kürbisse! Und ich liebe dich!“

Den orangen Anzug trug er damals, weil er bei der Autobahnmeisterei arbeitete und für die Gärtnerarbeit am Mittelstreifen von Autobahnen zuständig war. Eine gefährliche Arbeit. Mehr als einen Kollegen hatte es während der vielen Jahre seiner Tätigkeit dort erwischt. Einer war von einem Lastwagen gestreift worden, ein anderer hatte den Crashkurs eines Ferraris nicht überlebt, ein weiterer war unter die Räder eines wild gewordenen Busses geraten. Herr Molinar selbst war auch einmal in einen Unfall verwickelt gewesen, ein Motorrad durchbrach damals die Leitplanke, aber er war mit Rippenbrüchen und einer leichten Gehirnerschütterung davongekommen. Danach ging er die restlichen fünf Jahre jeden Tag mit Angst an seinen Arbeitsplatz.

Dreißig Jahre war das inzwischen wieder her, unglaublich! Dreißig Jahre lang im eigenen Garten, ohne Angst vor rasenden Autos, ohne ihren ständigen Lärm in den Ohren. Herr Molinar genoss die Stille, die im Sommer hinter den Vogelstimmen und dem Grillenzirpen wohnte, irgendwo jenseits des Gartenzauns an den grünen Hängen der Berge.

Grüngrau sahen sie jetzt aus. Schmutziggrau. Rose hasste die Eifel in schneelosen Wintern.

„Wie begraben ist man hier!“, sagte sie immer. „Ich will das nicht! Ich will raus hier – ich fühle mich noch nicht alt genug für diesen Friedhof!“ Und dann fuhren sie, ganz spontan, nach Köln oder Koblenz, nach Luxemburg oder wenigstens nach Bad Münstereifel. Rose liebte den Trubel der Städte, die Einkaufsstraßen, die Lichter, die Theater, Konzert- und Ballettvorstellungen. Sie ging gern in Vorträge oder trank einfach einen Latte macchiato in einem netten Café. Nur zwanzig Jahre war sie älter als ihre gemeinsame Tochter Marita, und sie war ständig aktiv und „fit wie ein Turnschuh“, wie die Nachbarin zu sagen pflegte, mit der sie jeden Morgen joggte.

„Ihre Frau steckt mich locker in die Tasche mit ihrem Tempo, Herr Molinar, obwohl ich fünfzehn Jahre jünger bin als sie“, behauptete sie einmal, und Herr Molinar konnte sich das gut vorstellen. Es passte zu Rose. Als Ballettlehrerin musste sie immer fit sein und immer fit bleiben, und bis zuletzt hatte sie einzelnen Schülerinnen in Bad Münstereifel das Tanzen beigebracht. Auch Ballettlehrerin war kein Beruf wie jeder andere, fand Herr Molinar.

Er hatte nie mit seiner Frau getanzt.

„Macht nichts“, sagte sie, „du bist doch mein Kürbis. Und Kürbisse tanzen nicht. Aber sie sind süß! Tänzer habe ich genug, wo immer ich hinkomme. Aber einen Kürbis wie dich gibt es nur einmal.“

Nie wieder würde jemand „Kürbis“ zu ihm sagen, und niemand wusste um diesen Spitznamen, nicht einmal Marita.

„Kürbis“, murmelte Herr Molinar in seinen Bart und beobachtete weiter die Tropfen, die am Fenster zu Regenbächlein zusammenflossen. Der weiße Bart war ein wenig verschmiert vom gestrigen Frühstücksei und dem Spinat, der heute Mittag bei „Essen auf Rädern“ dabei gewesen war. Das hätte Rose nicht geduldet.

„Kürbis“, hätte sie gesagt, „du musst deinen Bart sauber machen. Der Postbote braucht nicht zu wissen, was du gegessen hast!“

Sein Vater früher formulierte ähnliche Kritik weniger freundlich: „Wie ein Schwein siehst du aus, Sohn“, sagte er, wenn der Junge mit marmeladeverschmiertem Kindergesicht von der Schule heimkam. „Wenn du nicht besser aufpassen kannst, wie du isst, gibt es künftig nur noch trocken Brot in die Brotdose!“ Eine schlimme und nie wahrgemachte Drohung für den Jungen, der am liebsten nur die Marmelade vom Brot geschleckt und das Brot in den Abfall geworfen hätte.

„Kürbis“, sagte Rose oft, „das Brot verdient der Mensch am schwersten. Aber du lässt es einfach stehen, alles andere ist dir wichtiger. Dabei ist Brot so praktisch. Nie würde es dir den Bart verschmieren.“

Aber Herr Molinar mochte trocken Brot nach wie vor nicht, und was der Postbote wusste oder dachte, war ihm gleichgültig.

Er drehte sich weg vom Fenster und sah in das dämmerdunkle Wohnzimmer. Kein Tannengrün in diesem Jahr, kein Weihnachtsstern, kein Winterstrauß, kein Adventskranz. Das war immer Roses Zuständigkeit gewesen. Unnütz und geschlossen stand der Flügel in einer Ecke, ungespielt seit Monaten. Keine Rose entlockte ihm mehr Weihnachtsmusik.

Wie sie früher zusammen gelacht hatten über das Lied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“! Herr Molinar stellte sich immer Rose dabei vor, Rose bei einem ihrer beeindruckenden Ballettsprünge, deren Namen er sich niemals merken konnte. Er war und blieb halt, dachte er und grinste schief dazu, doch ein Kürbis.

Warum hatte Rose bloß umfallen müssen, beim Joggen, einfach so? Warum hatte genau in dem Moment ein Auto kommen müssen? Warum war da diese überfrorene Pfütze gewesen, diese einzige, die das Auto am Anhalten hinderte? Obwohl der ganze Rest des Weges nicht überfroren war? Es war doch schon April! Warum war Rose gerade an diesem Tag allein gejoggt statt mit der Nachbarin?

Morgen, wenn es Herrn Molinar wieder besser ging und sein Rücken nicht mehr so höllisch weh tat, würde er für seine Rose ein Tannenbäumchen aus dem Garten holen und zum Friedhof bringen. Vielleicht fiele ihm sogar ein, wo sie den Baumschmuck immer hin räumte, dann würde er es auch schmücken. Das gefiele ihr gut, war sich Herr Molinar sicher. Auch wenn heute schon der zweite Weihnachtstag war. Am Heiligabend hatte Herr Molinar per Videotelefonat den bunt beleuchteten Baum von Marita gesehen, das hatte ihm genügt. Aber Rose hätte einen eigenen Baum haben wollen. Nur … der Rücken …

„Herr“, betete Herr Molinar und sah dabei blicklos zum Foto von Rose, das in der Dunkelheit kaum mehr zu erkennen war, „Herr im Himmel, wenn schon Rose nicht wiederkommen kann, dann schicke diesmal wenigstens Schnee. Schnee, der ihr Grab bedeckt. Sie hat Schnee so geliebt, Herr.“

Der Sturm rüttelte so heftig an der Terrassentür des alten Hauses, dass die beiden Tiere sich unter dem Couchtisch versteckten. Durch alle Ritzen drang die Kälte ins Wohnzimmer. Fröstelnd tastete sich Herr Molinar wieder zum Fenster zurück, um die Rollläden hinunter zu kurbeln. Er wollte das Licht im Wohnzimmer anschalten, kam aber an den Schalter fürs Terrassenlicht.

Und da sah er es: Schneeflocken, dichte, große Schneeflocken wirbelten durch die Nacht, setzten sich aufs Dach des Gartenhauses, überzuckerten die Backsteine der alten Terrasse. Es würde wohl doch eine weiße Weihnacht geben. Diese Nacht des zweiten Weihnachtstages. Eine Weihnacht nach Roses Geschmack.

„Danke, Gott“, murmelte Herr Molinar.

Schön war’s

„Zweibrücken – Zweibrücken – Zweibrücken“, murmelte die alte Dame und nestelte nervös an ihrer Brille, die an einem silbernen Kettchen befestigt war und ihr wie ein zu groß geratenes Schmuckstück über dem flachen Busen baumelte, genau oberhalb des Perlenschmetterlings, der ihren zartrosa Mohairpulli zierte, „nun hilf mir mal, Roman“, es klang ungeduldig, „da war doch was, damals, in Zweibrücken, du weißt es sicher noch, du weißt ja sonst auch immer, was ich meine!?“

„Ich bin nicht Roman, Frau Eichhorster“, antwortete der junge Mann mit geschulter Ruhe in der Stimme und hob die fadenscheinig gewordene Seidendecke mit dem eingewebten Familienwappen vom peinlich sauberen PVC-Fußboden auf, drapierte sie vorsichtig so, dass sie die Räder des Rollstuhls nicht berührte und steckte sie rechts und links an Frau Eichhorsters magerem Körper fest.

„Aber wenn du nicht Roman bist, wer bist du dann, und was wollen Sie hier in Zweibrücken, junger Mann?“

Die alte Dame guckte irritiert zum kleinen Gitterkreuzfenster hin, wo, unsichtbar für ihre unbebrillten Augen, am Horizont die Alpen schwarzgezackt in den Abendhimmel ragten.

„Bist du Silviu?“

„Ich heiße Ahmed“, sagte der junge Mann, „Ahmed Aytulun, und ich arbeite hier, und Sie sind in der Residenz Abendsonne, in Radfeld, und wir kennen uns seit fünf Jahren.“

Frau Eichhorsters Hand wischte ruhelos über die Seidendecke, der Gedanke an Zweibrücken ließ sie nicht los, da war doch etwas gewesen, verdammt, sie wusste es genau, aber sie hatte vergessen, was es war, und dieser Junge, Roman oder Silviu oder Ahmed (sie erinnerte sich nicht, einen Enkel namens Ahmed zu haben, eigenartig), der wollte ihr nicht auf die Sprünge helfen wie sonst, oder er konnte es nicht, oder … Die alte Dame fasst nach einer nicht mehr vorhandenen Haarsträhne, um sie mit gewohnter Geste hinter ihr linkes Ohr zu wickeln, fasste ins Leere, starrte einen Augenblick verwundert auf ihre Handfläche, hob die Hand dann trotzig zum Ohr und hielt sich leicht zitternd am Ohrläppchen fest, grenzenlos erstaunt über diese seltsame Welt, die so gar nicht mehr schien, wie sie einmal gewesen war.

Ja, damals, in Zweibrücken, damals, als … als …

Mit trüben, halbblinden Augen, die dritten Zähne (oder die fünften, es spielte keine Rolle) knirschend aufeinandergepresst, gab sie es vor sich selbst zu, dass es weg war, das Damals, fortgeweht auch aus ihrer Erinnerung, und sie bemühte sich, das Gefühl der Freude trotzdem weiter zu spüren, das damit verbunden blieb, denn sie wusste, das, was sich in Zweibrücken abgespielt hatte, irgendwann in einem früheren Leben, das war schön gewesen, sehr schön – was immer es gewesen sein mochte.

(Mit einem Dankeschön an Christiane für ihre Einladung zu den abc-Etüden, diesmal die Nummer 3 mit den Wörtern „verdammt“, „Zweibrücken“, „grenzenlos“, die wie immer in maximal 10 Sätzen unterzubringen waren.)

Herbstgefühle

Rosenblatt am Weg

An die Scheiben klopft der Regen,
und in Kürze wird es schnein,
und frau geht dem Sturm entgegen
und spürt nicht den Sonnenschein.

Gelbbraunes Blatt auf Kiesweg

Und frau fragt sich, wie die Welt es
schafft, sich weiterhin zu drehn,
fehlt doch einer jeder Mut und
jede Kraft, es zu verstehn.

Welkes Birkenblatt auf weißem Kies

Und frau summt sich leise Lieder
über Durchhalten und Pflicht,
und frau weiß, mensch sieht sich wieder.
Irgendwann. Oder auch nicht.

Totes, zerfleddertes Blatt auf buntem Kies

Und frau lächelt, und frau plaudert,
und frau schreibt und funktioniert.
Bis frau stehnbleibt und erschaudert
und von innen her erfriert.

Toter Tannenzweig auf Kies

Und frau weint und schreit und wütet.
Niemand merkt es einer an,
während frau die Enkel hütet,
was man leider nicht mehr kann.

Wandern im Oktoberregen

Aus den Pfützen spritzt der Regen
und prallt ab an einem Stein.
Und frau rennt dem Frost entgegen.
Niemals mehr wird Sommer sein.

(Copyright Text und Bilder: Elke Speidel)

Steinchen sammeln

„Lass den Stein doch liegen, der ist schmutzig,“ will ich gerade sagen und mache schon den Mund auf dazu.

Ich gehe mit meiner Enkelin spazieren, tapp-tapp nennt sie das, und sie macht (manchmal) „riesengroße Schulkindschritte“, weil ich immer wieder „komm, komm, komm“ rufe. Mit riesengroßen Schulkindschritten ist sie fast so schnell wie ich bei normal-gemütlichem Tempo. Aber verständlicherweise sind die meisten ihrer Schritte kindergartenklein, denn sie ist erst zwei Jahre alt und eben erst ein Kindergartenkind geworden, „ein echtes“, wie sie betont.

Sie liebt Steinchen. Sie siebt sie aus dem Sand, klaubt sie von Kieswegen, fischt sie aus Blumenbeeten und verstaut sie am liebsten in meiner Hand: „Oma! Für dich!“

Ich bemühe mich zu lächeln, statt zu stöhnen. Ich habe schon drei vertrocknete Zweige zu schleppen, von einer Babypuppe und deren Puppenbuggy ganz abgesehen. Die Puppenmama hat für sowas keine Hände frei. Sie muss arbeiten, das muss ich verstehen. Ich darf die Steinchen auch keineswegs wieder fallenlassen, die sind fürs Regal in meinem Flur bestimmt, wo sie in der Marmeladenglas-Schatzkiste neben der vertrockneten Knetmasse ihren Platz bekommen sollen.

„Wenn wir mal viel Zeit haben, Oma, und wenn du Farbe gekauft hast, dann könnten wir die doch anmalen“, findet das Mädchen. Ja. Könnten wir. Zeitungen aufs Parkett breiten, mit Malerkrepp ankleben, Malkittelchen anziehen – „du aber auch, Oma!“ – auf dem Boden herumkriechen und Pinsel anreichen, mit Papiertaschentüchern das Kindergesichtchen säubern, „nicht abschlecken!“ rufen und zum Schluss, abends, wenn das Kind wieder bei seinen Eltern ist, die bunten Gebilde lackieren und zum Trocknen auf den Balkon bringen. Als Weihnachtsgeschenke für Uroma und Uropa vielleicht? Mama und Papa haben nämlich die ganze Wohnung schon voller ähnlicher Kunstwerke. Und Oma auch.

Aber weil die Steinchen schmutzig sind, müssen sie erst geduscht werden. In meiner Badewanne. Das Bad sieht nachher aus, als hätte es einen Profi-Putzmann nötig, aber ich bin meine eigene Putzperson. Da hilft anschließend nur schmerzstillendes Gel gegen das Stechen im Rücken.

Nein, Omas sind nicht immer automatisch nett, ich jedenfalls bin es nicht. Nicht beim Steinchensammeln. Dabei müsste ich nur die Uhr ein paar Jahrzehnte zurückdrehen, nicht wahr? Dann ginge ich an der Hand meines Opas zum Bahnhof der Schmalspurbahn, und der Bahnhof käme mir unendlich weit vor, obwohl wir in der Bahngasse wohnten und nur einige wenige Häuser weit zu laufen hatten.

Opas Hand umfasste mein Händchen und war sehr groß und immer warm, auch bei Wind und Wetter, Regen und Frost. Und zu jeder Jahreszeit durfte ich mit ihm Steinchen sammeln gehen, Steinchen, die am Bahnhof als Kies haufenweise zwischen den aufgelassenen Gleisen lagen. Dass sie schmutzig sein könnten, habe ich mir damals nie überlegt. Obwohl es ein Hauptspaß war, sie hinterher mit Opa zu waschen. In der Waschschüssel in Omas und Opas Wohnküche, am Küchentisch, neben dem grünen gekachelten Herd, während Oma das Abendessen kochte.

„Passt bloß auf, dass euer Schmutzwasser nicht in mein Essen spritzt“, schimpfte Oma vorsorglich. Und das taten wir, Opa und ich (oder doch nur Opa?), aber der Dielenboden musste hinterher gescheuert werden. Das erledigte Opa, was ich normal fand, schließlich war ER es ja, der die Steinchen in seiner Hand vom Bahnhof in die Wohnung hatte tragen wollen, in der linken Hand, an deren kleinem Finger ich mich festhielt, weil sonst nichts mehr frei war. Denn in der rechten Hand trug Opa meinen Teddybären und meinen Tretroller, für den ich zu müde war.

„Lass den Stein doch liegen, der ist schmutzig,“ hätte ich gerade fast gesagt. Ich habe schon den Mund dazu aufgemacht. Aber ich mache ihn rasch wieder zu und denke an meinen Opa, der jetzt 113 Jahre alt wäre, wenn er noch lebte.

Ob er wohl ähnliche dumme Sätze hat verschlucken müssen? Falls ja, habe ich es nicht gemerkt. Ich lasse eine Handvoll Steinchen in meiner Windjackentasche verschwinden und spüre das Händchen meiner Enkelin an meinem kleinen Finger. Die ganze Hand kann ich ihr nicht geben, denn da sind ja noch die vertrockneten Zweige, die sie für die braune Vase in meinem Wohnzimmer vom Gehweg aufgehoben hat.

 

Neuanfang

Veronika stopfte die Badelatschen ihres Mannes in den blauen Müllsack neben der Eingangstür, in dem schon die quietschgelben Schwimmflügel von Marion und der kaputte Ventilator lagen. Sie strich sich eine widerspenstige graue Strähne aus dem Gesicht und stellte dabei erstaunt fest, dass die tiefen Furchen, die von ihren Augen zum Mund hin führten, nass waren wie kleine Rinnsale. Sie merkte schon lange nicht mehr, wenn sie weinte.

Eigentlich war sie froh, die Badelatschen loszuwerden. Schon vor Jahren (oder waren es Jahrzehnte?) hatte sie ihren Mann bei jeder Altkleider-Aufräumaktion gebeten, die Schuhe dazuzulegen. Deren Farbe war verblichen, das Material (billiges Plastik) vor Altersschwäche spröde und rissig geworden. Aber Joachim hatte sich nie von Schuhen trennen können. Eine Schwäche, die Veronika immer gehasst hatte. Und die sie jetzt vermisste, oh, so sehr … noch einmal diesen Streit, bitte, noch einmal, nur noch einmal!

Es war ein dummer Wunsch. Das Leben hatte Joachim endlich von den Schuhen und von so vielem anderen getrennt, das er nicht hatte loslassen wollen. Erst war er vom Läufer zum Rollstuhlfahrer geworden, hatte die Badelatschen nur noch angucken können, voller Wehmut und Selbstquälerei. Dann wurde aus dem aktiven Rollstuhlfahrer ein passiver Rollstuhlnutzer. Vor einem Jahr, vier Monaten und 22 Tagen hatte Veronika seinen letzten Wunsch erfüllt und seine Asche ins Meer streuen lassen. Wie absurde Sommersprossen hatten die schwarzgrauen Körnchen eine Weile auf den gleißenden Wellen getanzt, ehe sie in die Tiefe gesunken waren.

Aus.

Vorbei.

Auch Marion würde an ihren Schwimmflügeln nie wieder Interesse zeigen, an diesen Gummidingern, die keine zehn Minuten mehr die eingepumpte Luft halten konnten. Veronika sah Joachim und das Kind damit im Uferwasser planschen, in den Gischt brechender Wellen springen, hörte Marions Jauchzen und Joachims beruhigend tiefe Stimme, wenn Marion vor Angst brüllte, weil sie eine Qualle gesichtet hatte, freute sich, wenn er sie in seinen starken Armen auffing und mit ihr zum Liegestuhl gerannt kam, dass um sie herum das Wasser nur so spritzte. Zu dem Liegestuhl, in dem Veronika saß und ihren Studienbrief bearbeitete. Zu dem Liegestuhl, den gestern der Sperrmüllwagen abgeholt hatte.

Was Marion wohl im Moment tat und dachte? Zum Glück hatte sie nicht den Typen geheiratet, den Veronika insgeheim immer den „Wassermaler“ nannte, weil er ihr so windig vorkam wie der Schneider, der weiland dem berühmten Kaiser die neuen Kleider verpasst hatte, die niemand sah. Ein Luftikus, der mit immer neuen „Projekten“ ohne Inhalt viel Geld verdienen wollte und es niemals tat. Viel Qualm um nichts. Rauch ohne Flammen.

Irgendwo in Südamerika war Marion stattdessen gelandet, Veronika wusste nicht einmal das Land. Irgendwo in einem Dorf im Urwald, in dem es weder Internet noch Telefon, weder Strom noch eine Poststation gab. Missionarin war sie geworden, der kleine Wildfang, ausgerechnet. Nur ganz selten erhielt Veronika über ihre Zentrale eines dieser Rundschreiben, in dem sie aller Welt (und darunter auch ihrer Mutter) erzählte, was sie in den letzten Monaten erlebt hatte. Und immer ging es dabei um die Menschen in ihrem Dorf, ihre Krankheiten, ihren Alltag, ihren Glauben. Nie um Marion selbst. Ob sie inzwischen einen Partner hatte? Kinder vielleicht? Oder eine Partnerin? Ob sie noch lebte? Veronika wusste es nicht.

Sie wusste nur, dass Marion nicht zurückkommen würde, obwohl es niemals einen ernsthaften Streit zwischen Mutter und Tochter gegeben hatte. Sie hatte sich nur eben für diesen seltsamen Lebensweg entschieden, und Veronika hatte sich damit abfinden müssen. Marion und die Tropen. Eine abwegige Vorstellung – und doch Realität. Wie sehr hatte Marion immer unter zu heißen Sommern gelitten! Wenn es in der Schule „hitzefrei“ gab, verkroch sie sich im kühlen Keller, mit einer Tüte voller Butterkekse und einer Karaffe mit Wasser, in die sie die gesamten Eiswürfel aus dem Gefrierschrank warf, und einem Abenteuerroman zweifelhafter Qualität, den die Mutter lieber nicht sehen sollte. Auf Spanisch oder Portugiesisch. Damit die Eltern nicht beurteilen konnten, was sie las.

Veronika betrachtete die blutrünstig aussehenden Titelseiten der zerlesenen Taschenbücher und schichtete sie in den Karton zu dem übrigen Altpapier. Gehäckselte Kontoauszüge, Uralt-Steuererklärungen, Liebesbriefe von Joachims erster Frau aus der Zeit vor seiner ersten Ehe, Mietverträge für Wohnungen, die seit dreißig oder mehr Jahren von anderen bewohnt wurden, Studienunterlagen, Schulhefte, Postkarten aus aller Welt, zerfledderte Notenblätter. So vieles sammelte sich an, wenn der Platz dafür vorhanden war.

Aus.

Vorbei.

In Zukunft würde Veronika keinen Platz mehr für das ganze Zeugs haben. Nur das Nötigste durfte mit. Nie wieder Hitzefrei. Dort, wo sie hinging, gab es kein Meer, keine Terrasse, keinen Balkon, keinen Garten, keinen Sommer. Nur Eis und Schnee. Und zwei hoffentlich gut beheizte Zimmer, eines zum Wohnen, eines zum Arbeiten. Ohne Mobilfunk. Ohne Festnetzanschluss. Nur ein Hubschrauber würde einmal wöchentlich landen, um die Post einer Woche mitzubringen (hoffentlich manchmal auch eine Nachricht von Marion!) und ihre Arbeitsergebnisse der letzten Tage zu ihren Auftraggebern zu befördern.

„Es ist nicht viel anders als bei meiner Tochter“, hörte sich Veronika zum Capo des Entrümpelungsunternehmens sagen, der gerade neben ihr Kaffeepause machte. „Nur kälter. Viel kälter. Und nicht so religiös. Aber sonst …“ Der Capo sog an seiner Zigarette und schwieg. Sollte er doch. Der Qualm würde Veronika nicht mehr lange stören.

Draußen prasselte der Regen auf den Asphalt, sprühte aus den Pfützen wolkenwärts, tanzte schnürend im Wind. Die Pappeln verneigten sich und winkten mit den Ästen, als wollten sie sich von Veronika verabschieden, während die sich vom Taxi zum Flughafen fahren ließ. Oben auf den Hügeln entlang des Weges hatten die Höhenfeuer Mühe, sich gegen das herabströmende Wasser zu behaupten.

„Das war’s dann hier“, sagte Veronika zu der Taxifahrerin, ehe sie ausstieg und zum Gate ging. Noch einmal machte sie sich auf ins Unbekannte, zu einem großen, letzten Abenteuer. Warum auch nicht? Sterben konnte sie überall gleich gut.

(Mit Dank an „Christiane“ für die Anregung, aus den zehn Wörtern Badelatschen, Hitzefrei, Höhenfeuer, Liegestuhl, Qualle, Qualm, Schwimmflügel, Sommersprossen, Ventilator und Wassermaler einen Text zusammenzusetzen, in dem Regen eine Rolle spielt; diese Geschichte ist mein dritter Versuch dazu.)